482 Zeittafel.
444 Macht und Blüthe Athens durch Perikles. Phidias, der Bildhauer. Herodot, der Geschichtschreiber. Die Dichter Aeschylus, Sophokles und Euripides.
431—404 Peloponnesischer Krieg.
420 Der Feldherr Alcibiades und der Philosoph Sokrates.
406 Dionysius der Aeltere in Syrakus.
390 Rom wird von den Galliern verbrannt. Camillns.
379 Pelopidas und Epaminondas in Theben.
371 Epaminondas siegt bei Leuktra.
367 Die licinischen Gesetze. — Dionysius der Jüngere. Plato.
363 Epaminondas fällt bei Mantinea.
350 Der Redner Demosthenes. Diogenes, der Cyniker.
338 Philipp von Macedonien siegt bei Chäronea über die Griechen.
Dritte Periode.
336—323 Alexander der Große zerstört das persische Reich und stiftet das macedonische.
280 Pyrrhns und Fabricius.
264—241 Der erste pnnische Krieg. Duilius. Regulus.
218—202 Der zweite pnnische Krieg. Hannibals Zug über die Alpen. 216 Schlacht bei Cannä.
202 Hannibal und Scipio bei Zama.
149—146 Der dritte punische Krieg. Scipio der Jüngere.
146 Die Römer zerstören Karthago und Korinth. — Beginnender
Verfall der römischen Sitten.
133 Tiberius Gracchus.
123 Cajus Gracchus.
113 Die Cimbern und Teutonen. — 106 Jugurtha von Numidien. 102 und 101 Marius siegt bei Aix und Vercelli.
88 Bürgerkrieg zwischen Marius und Sylla.
86 Tod des Marius. 78 Tod des Syllfl.
63 Catilina. Der Redner Cicero.
60 Triumvirat des Pompejus, Cäsar und Crassus.
48 Cäsar siegt bei Pharsalos.
44 Cäsar wird ermordet. — Triumvirat des Octavius, Antonius und Lepidus.
31 Schlacht bei Actium. Octaviau besiegt Antonius und macht sich zum Kaiser von Rom.
Vierte Periode.
1 Jesus Christus Geburt.
9 Armin befreit die Deutschen von der Herrschaft der Römer. 14 Tod des Kaisers Angustus.
14—68 Tiberius. Caligula. Claudius. Nero.
68 Das Haus des Augustus erlischt.
70 Zerstörung von Jerusalem durch Titus.
79 Untergang von Herculauum und Pompeji.
98—180 Trajan. Hadrian. Die beiden Antonine.
270 Zenobia, Königin von Palmyra.
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Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen.
ungeheurer Troß von Weibern, Knechten, Krämern und andern unnützen Leuten, die den Zug vergrößerten und mehr im Wege waren als nützten. So wälzte sich die gewaltige Menschenmasse durch Kleinasien heran nach dem Hellespont zu; denn hier wollte Terxes nach Europa übersetzen. Vorher ließ er das ganze Heer, auf einer weiten Ebene sich lagern, und bestieg einen schnell errichteten hohen Thron, um es zu überschauen. Anfangs schlug ihm das Herz vor Stolz und Freude, der Herr so vieler kräftigen Menschen zu sein; dann aber füllten sich seine Augen mit Thränen; denn er gedachte, daß in weniger als hundert Jahren kein Einziger mehr von diesen Millionen am Leben sein würde, die jetzt in tausendfachem Gewirre die Ebene füllten!
Noch mehr als jenes menschliche Gefühl ehrt den Terxes die Großmnth, die er kurz vorher gegen die Spartaner bewiesen hatte. Oben wurde erzählt, daß die Spartaner die Gesandten des Darius in einen Brunnen geworfen hätten. Seitdem schien ein Fluch aus Sparta zu liegen; denn alle ihre Opfer fielen ungünstig aus. Da ließ die Obrigkeit durch den Herold ausrufen: ob nicht etwa Einer bereit sei, zum Besten des Vaterlandes freiwillig in den Tod zu gehen? Sogleich meldeten sich zwei edle Jünglinge, Sperthias und Bulis. Mau schickte sie nach Persien, um sich dem Lerxes zu Sühnopfern für die getödteten Gesandten darzubieten. Auf der Küste von Kleinasien sprachen sie einen der persischen Großen, der sie gastfreundlich bewirthete und bei der Mahlzeit fragte: „Warum sträubt ihr euch doch so, Freunde meines Königs zu werden? Ihr könnt an mir ja sehen, wie er treue Männer belohnt, und wenn ihr ihm dienen wolltet, so würde er jedem von euch gewiß ein Land in Hellas zu regieren geben." — „Dein Rath ist gut," antworteten sie; „aber nur für dich, nicht für uns. Denn du verstehst dich nur auf die Knechtschaft; aber was Freiheit sei, weißt du nicht. Hättest du sie jemals gekostet, so würdest du uns rathen, sie mit jeder Waffe zu vertheidigen." Als sie nun zum Könige nach Susa kamen, sagte ihnen die Wache: sie müßten vor dem Könige niederfallen. „Nimmermehr!" antworteten sie, „und wenn ihr uns mit dem Kopfe auf die Erde stießet; denn es geziemet sich nicht, daß man einen Menschen anbete; auch sind wir darum nicht hierher gekommen." — „König," sprachen sie dann, „die Spartaner haben uns geschickt, daß wir für die Herolde büßen, die in Sparta ermordet sind." — „Glaubt ihr," antwortete Lerxes, „daß ich es so machen werde, wie die
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Extrahierte Personennamen: Darius Lerxes
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Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen.
auf eine List, die trefflich gelang. Er schickte einen treuen Diener zum Xerxes und ließ ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit sagen: -insgeheim sei er schon lange sein Freund gewesen und möchte ihm gern die griechische Flotte in die Hände spielen, darum melde er ihm jetzt, daß am folgenden Morgen die Flotte auseinandergehen wolle. Wenn er also sie anzugreifen und zu zerstören Lust habe, so müsse er noch in dieser Nacht sie umzingeln; dann könne ihm kein Schiff entrinnen. „Gut!" dachte Xerxes, „das soll geschehen!" — und schnell befahl er feinen Schiffen, einen großen Kreis um die griechische Flotte zu ziehen, die sich nun schlagen mußte, wie es Themistokles gewollt hatte. Noch wußte dieser nicht, ob seine List gelungen sei; da sah er am andern Morgen ein Schiffchen schnell auf die griechische Flotte zugerudert kommen, und es stieg ein Mann zu ihm an Bord, den er alsbald für — Aristides erkannte. Der brave Mann hatte sich bisher auf einer griechischen Insel (Euböa) aufgehalten; aber da jetzt Athen fo bedrängt war, hatte man ihn zurückgerufen. Er hatte ein Schiff bestiegen und kam bei der Flotte der Athener an, die ihn schon lange zurückgewünscht hatten. „Nun," sprach er zum Themistokles, „soll kein Streit mehr unter uns sein, als der, wer von uns dem Vaterlande am meisten nützen kann." — Auch brachte er ihm die erste Nachricht, daß die persischen Schiffe jeden Ausgang versperrt hätten. Themistokles freute sich und machte schnell seine Anstalten zur Schlacht.
Alle Griechen, da sie sahen, daß sie nicht mehr entweichen könnten, fanden ihren alten Muth wieder und gingen freudig dem Feinde entgegen. Das war eine große blutige Schlacht, — die Schlacht bei Salamis, 480 vor Christus. In einem ungeheuern Bogen segelten die Perser herbei; aber eben ihre große Menge war ihr Unglück. Denn nachdem Griechen und Perser eine Zeit lang wie Verzweifelte gegeneinander gekämpft hatten, wurden sie zurückgedrängt; die hintersten aber drängten nach, und nun entstand in dem engen Gewässer eine ungeheuere Verwirrung, bei welcher die Griechen mit ihren kleineren und gewandten Schiffen recht gut fortkamen, die persischen Schiffe aber großenteils in den Grund gebohrt wurden. Ungeheuer war der Verlust der Perser; das Meer war mit Schiffstrümmern und schwimmenden Menschen bedeckt, die sich an die athenische Küste zu retten suchten, aber meist von den Griechen aufgefangen wurden. Terxes selbst saß aus einem hohen Felsen am User, um Zeuge des großen Sieges
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Miltiades.
119
nung anzutragen. Bei solchen Gelegenheiten versammelten sich die Bürger auf dem Markte; die Stimmen wurden auf kleine Scherben oder Täfelchen geschrieben, diese in eine große Urne geworfen und gezählt (Ostracismns). So auch hier. Dabei erzählt man, Aristides sei selbst auf den Markt gegangen, um sein Urtheil zu vernehmen. Da sei ein gemeiner Bürger zu ihm hingetreten und habe ihn, da er selbst nicht schreiben könne, gebeten, auf das Täfelchen den Namen des Aristides aufzuschreiben. „Was hat denn der Mann gethan?" fragte Aristides. — „Gethan hat er nichts," antwortete der Bürger; „denn ich kenne ihn nicht einmal; aber es ärgert mich, daß er bei Allen den Beinamen des Gerechten führt." — Und Aristides schrieb wirklich seinen Namen auf. Er wurde auf 10 Jahre verbannt, und nahm die Hoffnung mit, daß sein Vaterland den begangenen Irrthum einsehen würde. Nun hatte Themistokles allein das höchste Ansehen in Athen, und wenn man auch seinen Ehrgeiz nicht loben kann, so ist doch nicht zu leugnen, daß er ein sehr thätiger und verständiger Mann war. Besonders sorgte er dafür, daß eine Menge Schiffe gebaut wurden; dadurch meinte er, könnte Athen allein den Kampf mit den Persern bestehen. Und die Zukunft lehrte, wie richtig er gerechnet hatte.
Darins hatte indessen große Rüstungen gemacht, ein drittes, noch größeres Heer zur Züchtigung der Athener nach Griechenland zu schicken. Aber er starb darüber, und sein Sohn Xerxes (487 bis 467) hatte andere Unternehmungen auszuführen, so daß er erst neun Jahre nach der Schlacht bei Marathon aufbrechen konnte. Aber was für ein ungeheures Heer war das! 56 verschiedene Völkerschaften, die dem Perserkönige Unterthan waren, hatte er dazu aufgeboten; aus dem entferntesten Asien waren Krieger dazu herbeigekommen. Eine recht bunte Zusammenstellung von Völkertrachten war hier zu sehen; von den feingekleideten Persern bis zu den wilden Nationen, die in Thierhäuten oder halb nackt und mit bemaltem Körper erschienen. Die Menge war so groß, daß man, um sie zu zählen, eine ganz eigene Methode anwandte. Xerxes ließ nämlich 10,000 Mann abzählen und eng zusammentreten; dann zog er eine Art Hürde um sie herum. Nachdem sie herausgekommen waren, ließ er mit Andern die Umzäumung stillen, und so fort, bis das ganze Heer gemessen war. Da fand er denn, daß er 1,700,000 Mann bei sich habe.*) Aber dabei war ein
*) Ohne Zweifel sind die Nachrichten von der Stärke dieses Heeres übertrieben.
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Themiftokles. Leonidas.
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Spartaner, welche das Völkerrecht mit Füßen getreten haben, indem sie die Herolde getödtet? Was ich an ihnen tadle, wie kann ich das selbst thun?" Er entließ sie darauf unverletzt in ihr Vaterland.
Ueber den Hellespont hatte er zwei lange Brücken schlagen lassen; aber das kühne Unternehmen mißlang. Ein heftiger Sturm zersprengte das schwache Menschenwerk, ehe noch das Heer heran war. Xerxes ergrimmte; er befahl, die Baumeister mit dem Tode zu bestrafen; dem ungehorsamen Meere aber ließ er.300 Peitschenhiebe geben und Ketten hineinwerfen! So erzählten die Griechen. Diese Handlung würde uns als ein fast wahnsinniger Uebermnth erscheinen, wenn wir nicht bedenken, daß nach persischem Volksglauben der König die sichtbare Macht der Gottheit darstellte, weshalb er die feindseligen Elemente bestrafen durfte. Da wurde geschwind eine neue Brücke angefangen. Sie bestand aus vielen Hunderten von Schiffen, die durch Anker und Taue befestigt, und mit Balken und Brettern überlegt, auch der Pferde wegen mit einem Geländer versehen waren. In ununterbrochenem Zuge ging nun das Heer in sieben Tagen und sieben Nachten hinüber, und breitete sich in Griechenland aus. Außerdem war auch eine zahlreiche Flotte ans dem Wege nach Griechenland, um Athen von der Seeseite anzugreifen.
Die Annäherung des furchtbaren Perserheeres erweckte in Griechenland sehr verschiedene Empfindungen. Die nördlichen Länder, die zuerst angefallen wurden (Thracieu, Macedouien und Thessalien) suchten sich durch geduldige Unterwerfung zu retten. Die Provinzen des eigentlichen Griechenlands aber sahen mit banger Furcht den kommenden Ereignissen entgegen. Nur Athen hatte Zuversicht, und hier war Themistokles die Seele des Ganzen. Er schickte durch ganz Griechenland von Stadt zu Stadt und ermahnte sie, sich zu rüsten, Mannschaft und Schiffe zu schicken und vor allen Dingen einig zu sein. Viele folgten seinem Rathe, aber hier und da ging man nicht auf seine Rathschläge ein. Endlich wogten die Perser immer näher heran; ohne Widerstand rückten sie vor bis an das eigentliche Griechenland. Da fanden sie den ersten Aufenthalt. Hier führte damals eine einzige befahrene Landstraße durch das Gebirge hindurch, der Paß von Thermopylä. Es war ein ziemlich langer, aber enger Weg; an der engsten Stelle konnte nur ein Wagen fahren. Auf der einen Seite stieg eine hohe Felswand empor, auf der andern war ein tiefer Morast, der
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Schlacht bei Salamis.
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Menge erdrückt; keiner, ohne viele Feinde getödtet zu haben. Ephialtes aber erhielt den verdienten Lohn; er wurde bald nachher von einem Griechen erschlagen.
Unaufhaltsam fluthete der Strom der Perser über die Leichen der heldenmüthigen Schaar hinweg durch den Paß hindurch in das eigentliche Griechenland. Städte und Dörfer gingen in Rauch auf, und wer ihnen in die Hände fiel, wurde ermordet. In Athen erwartete man sie jeden Tag, und Alles machte sich auf die Flucht. Greise, Weiber und Kinder suchten theils auf der gegenüberliegenden Insel Aegina, theils im Peloponnes einen Zufluchtsort; die streitbare Mannschaft aber ging zu Schiffe; denn das Orakel hatte ja selbst verlangt, sie sollten sich hinter hölzernen Mauern vertheidigen. Ohne Themistokles wäre indessen nicht viel geschehen; denn Einer wollte dies, der Andere jenes. Er aber lief bald zu dem Einen, bald zu dem Andern, bat hier, drohte oder überredete dort, und wußte immer den besten Rath, wenn alle übrigen den Kopf verloren. Kaum waren auch die Athener auf der Flotte eingeschifft, so geschah es, daß die Perser in ihre Stadt einzogen, Häuser und Tempel ausplünderten, die Besatzung auf der Burg (Akropolis), die erstiegen wurde, ermordeten und endlich alle Gebäude im Feuer aufgehen ließen. Aber Themistokles tröstete: es sei nichts verloren, wenn man nur der Knechtschaft entflöhe und Einigkeit und Vaterlandsliebe treu bewahrte; das Uebrige könnten die Götter leicht wiedergeben.
Die Halbinsel, auf welcher Attika mit Athen liegt, bildet mit dem Peloponnes einen breiten, liefen Meerbusen (den saronischen), der bis zum Isthmus hinreicht. In ihm liegt außer Aegina eine kleinere Insel, Salamis, Athen schräg gegenüber. Hier versammelte der thätige Themistokles die Schiffe aller griechischen Staaten. Er hatte die Absicht, in diesen Gewässern, die ihm so gut bekannt waren, der persischen Flotte eine Seeschlacht zu liefern. Aber dafür stimmten die andern griechischen Anführer nicht, und als sie gar hörten, daß das persische Landheer von Athen nach dem Isthmus vorrückte, wollten sie alle auf der Stelle fort. Denn quer über den Isthmus hatten die Peloponnesier eine lange Mauer gezogen, hier ihre Landmacht versammelt, und so hofften sie wenigstens den Peloponnes vor den Persern retten zu können. Themistokles verlachte diese thörichte Ansicht; aber seine Bitten und Vorstellungen, daß sie ja erst recht dem Feinde gewonnenes Spiel gäben, wenn sie auseinander liefen, halfen nichts. Da verfiel er
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Schlacht bei Platää.
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seiner Flotte zu sein. Er hatte sich mit Schreibern umgeben, welche die Großthaten der Perser aufzeichnen sollten. Als er seine Soldaten fliehen und der Vernichtung preisgegeben sah, überfiel ihn eine Angst, die griechischen Schiffe möchten nun nach dem Helles-pont eilen, und ihn nicht wieder nach Asien zurücklassen. Geschwind brach er daher auf und floh zurück, und um ihn noch schneller aus Europa zu jagen, ließ Themistokles ihn durch jenen vertrauten Diener wissen, daß die Griechen sich eben aufmachen würden, ihn abzuschneiden. Auf einem leichten Fischerkahne setzte er über den Hellespont, er, der vor vier Monaten mit Hunderttausend von Menschen stolz über dasselbe Wasser nach Griechenland gezogen. war. Themistokles aber genoß die unaussprechliche Freude, sein Vaterland gerettet zu sehen; die schönste Belohnung erhielt er, wie er selbst sagte, einige Jahre darauf, als er bei den olympischen Spielen erschien und Alle von den Kämpfern und den Spielen weg allein nach ihm sahen, und Einer dem Andern sagte: „Sieh, da ist Themistokles!"
Xerxes war nun zwar glücklich aus Griechenland herausgeschlagen; aber er hatte ein Heer von 300,000 Mann unter seinem Schwager Mardonius in Thracien (nördlich von Griechenland) zurückgelassen, welches den Griechen noch immer Besorgnisse einflößen konnte. Von dieser Sorge wurden sie aber schon im folgenden Jahre glücklich befreit, indem ein griechisches Heer unter Aristides und dem Spartaner Pansanias die Perser, die eben wieder gegen das kaum wiederaufgebaute Athen anrückten, bei Platää in Böotien recht tüchtig schlug, 479. Zugleich war die griechische Flotte nach der Westküste Kleinasiens gegangen, hatte auch hier die Perser beim Vorgebirge Mykale besiegt und die Ionier von der persischen Herrschaft befreit.
Mit welcher Ruhe hätte sich nun Griechenland der Freiheit und des schönen Ruhms freuen können, wäre nicht jetzt der Geist der Eifersucht und des Bürgerzwistes erwacht. Aber Athen, welches unstreitig das Meiste, besonders zur See in dem Perserkriege gethan hatte, nahm sich immer mehr heraus, und es war nicht zu verkennen, daß es eine Art von Oberherrschaft in Griechenland ausüben wollte; vorzüglich schien der unternehmende Themistokles es sich nun einmal vorgesetzt zu haben, Athen zur ersten Stadt Griechenlands zu machen. Er betrieb nicht nur den eiligen Aufbau der Stadt, sondern auch einer hohen Mauer um Athen, nicht allein gegen die Perser, wenn diese ja einmal wiederkämen, sondern gegen
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Perikles und Phidias.
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Jahre starb auch Aristides, der seinem Vaterlande bis zu seinem Tode in den angesehensten Aemtern gedient hatte. Er hinterließ kein Vermögen, aber den Ruhm der strengsten Rechtschaffenheit. Er war so arm, daß man aus öffentliche Kosten ihn begraben und seine Töchter ausstatten mußte. — Also zwei große Männer hatte Athen in Einem Jahre verloren.
Aber wie gesagt, es hatte das große Glück, daß es ihm nie an tüchtigen Männern fehlte. So auch jetzt. Kaum war Themi-stokles verbannt, so standen schon mehrere Andere (z. B. Cimon, des Miltiades Sohn) auf, von denen immer Einer den Andern zu verdrängen suchte, und gerade diese Eifersucht brachte sie dahin, alle ihre Kräfte anzuspannen und Alles zu leisten, was sie nur vermochten. Vor Allen aber leuchtete Einer hervor, ein Mann von vornehmer Geburt, großen Reichthümern, herrlichen Talenten, der feinsten Bildung und ungemessenem Ehrgeize — Perikles. Er übte solchen Einfluß auf seine Zeitgenossen aus, daß man nach ihm seine Zeit das Jahrhundert des Perikles zu nennen pflegt. Denn ohne König zu sein oder überhaupt den Namen eines Alleinherrschers zu führen, lenkte er das Volk, wie er wollte. Seine Beredsamkeit war von unwiderstehlicher Kraft. Besonders hat er das Verdienst, die Stadt Athen recht eigentlich verschönert, mit herrlichen Gebäuden und Bildsäulen bereichert und überhaupt den verseinertsten Kunstgeschmack eingeführt zu haben. Darin wurde er aber ganz trefflich unterstützt durch den größten Baukünstler und Bildhauer, den Griechenland je gehabt, den Phidias. Dieser wurde nicht allein für Athen beschäftigt, sondern wo nur irgend ein schöner Tempel stand, wollte man von ihm eine Bildsäule gemacht haben. Unter ihm arbeitete eine Menge tüchtiger Künstler, aber alle verdunkelte er durch seinen Ruhm. Schade, daß wir von seinen Werken fast Nichts mehr übrig haben; schon die bloße Beschreibung derselben setzt uns jetzt noch in Erstaunen. Von den vorzüglichsten hier nur etwas! In dem heiligen Haine von Olympia (Seite 86) hatten die Anwohner einen schönen Tempel gebaut, ein längliches Viereck, ringsum mit einem Säulengange umgeben, Alles von köstlichem, weißen Marmor. Für diesen Tempel, der dem Zeus geweiht war, sollte nun Phidias eine Bildsäule machen, und dies gelang ihm über alle Erwartung. Sein Zeus saß auf einem Throne und war von kolossaler Gestalt; mindestens 40 Fuß erreichte die Höhe der Statue. Der Körper war aus Elfenbein so künstlich zusammengesetzt, daß man die Fugen nicht
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Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen.
Indessen hatte sich in Athen Vieles geändert. Seine Feinde halten allen Einfluß verloren, und eilt' braver Mann (Thrasybul), auf den damals das Volk am meisten hörte, machte diesem den Vorschlag, den Alcibiades nach Athen zurückzurufen; denn kein Mann sei so geeignet, Athen aus der Gefahr zu retten, als er. Wie sehr sich Alcibiades darüber freute, läßt sich denken. Aber leer wollte er nicht nach Athen zurückkommen. Er unternahm erst mit der Flotte, die man seinen Befehlen unterordnete, einige kräftige Züge, eroberte Städte, schlug die Spartaner (im Meer von Mar-mora) aufs Haupt, eroberte Byzanz, trieb von den Feinden große Strafgelder ein und nun — segelte er auf Athen los. Wie schwoll ihm das Herz vor Freude, als er nach achtjähriger Abwesenheit die geliebte Vaterstadt von fern liegen sah! Als er näher kam, erblickte er das ganze Ufer am Hafen dicht gedrängt voll Menschen. Wer nur laufen konnte, war hinausgeeilt, den liebenswürdigen Flüchtling zu bewillkommen. Alles drängte sich um ihn, als er ansstieg. Man warf ihm Blumenkränze zu; Mütter hoben ihre Kinder in die Höhe und zeigten ihnen den Helden. Es war, als hätte man ihn noch nie gesehen, so suchten ihn Aller Augen. Und als er nun in einer wohlgesetzten Rede sein voriges Betragen vor dem Volke zu rechtfertigen suchte, jauchzten ihm Alle lauten Beifall zu; jedes seiner Worte wurde wie ein Orakel aufgenommen, seine damalige Feinde mit Schimpfworten belegt und Alles gethan, das damals ihm angethane Unrecht wieder gut zu machen. Man setzte ihm einen goldenen Kranz aufs Haupt, hob den gegen ihn ausgesprochenen Fluch auf und ernannte ihn zum Oberbefehlshaber zu Wasser und zu Lande.
Nun, sollte man glauben, wird sich doch Alcibiades in der Gunst seiner Mitbürger bis an den Tod behaupten? — Weit gefehlt! Er fuhr bald nach seiner Rückkehr wieder gegen den Feind aus. Sein Unterseldherr ließ sich aber, während er einst abwesend war, gegen seinen ausdrücklichen Befehl mit dem Feinde in ein Seegefecht (bei Ephesus) ein und verlor mehrere Schiffe. Sogleich erhoben des Alcibiades Gegner in Athen wieder ihre Stimme, nannten ihn einen leichtsinnigen und treulosen Menschen, der die Flotte muthwillig zu Grunde gerichtet habe und zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Das Ende davon war, daß man ihm den Oberbefehl nahm und ihm andeutete, man bedürfe seiner nicht mehr. Die Folge dieser Unklugheit, die fähigsten Männer auszustoßen, blieb nicht lange ans. Die Spartaner überfielen die
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